Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Pfefferkorn
Am 28. Januar 2004 starb nach schwerer Krankheit der ehemalige Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls Technische Mechanik Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Pfefferkorn. Mit ihm verliert das Fachgebiet Technische Mechanik einen ausgeprägt anwendungsorientierten Wissenschaftler und ausgezeichneten Didaktiker. |
Wolfgang Pfefferkorn wurde am 28. Juli 1928 in Wechselburg/Sachsen geboren. Nach Schule (1935-1943), einer Lehre als Technischer Zeichner (1943-1946) und kurzer Tätigkeit in der Industrie erwarb er 1948 die Hochschulreife. Dem schloss sich von 1948-1953 ein Maschinenbaustudium (Fachrichtung Kraft- und Arbeitsmaschinen) an der damaligen Technischen Hochschule in Dresden an. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten u.a. die Professoren Willers (Mathematik), Recknagel (Physik), Neuber (Technische Mechanik) und Lichtenheld (Getriebelehre). 1953 diplomierte er mit einem Entwurf einer Radialturbine bei Prof. Faltin. Von 1953 bis 1954 war er dann zunächst Assistent bei Prof. Neuber, der jedoch in der Nachfolgezeit an die TU München berufen wurde. Mit Dresden war Wolfgang Pfefferkorn nicht nur durch seine akademischen Lehrer verbunden. Zu dem Kreis der damals Studierenden und Assistenten gehört auch die späteren Professoren Göldner, Holzweißig, Landgraf und Vocke.
Im Jahre 1954 wechselte Wolfgang Pfefferkorn an die Hochschule für Schwermaschinenbau Magdeburg, der Vorläuferin der heutigen Otto-von-Guericke-Universität. Als Assistent und Oberassistent am Institut für Technische Mechanik unter der Leitung der Professoren Kurth und Göcke bearbeitete er zahlreiche Aufgaben der Festigkeitsbewertung aus dem Schwermaschinenbau. Gleichzeitig hatte er Lehraufträge zu den Gebieten „Dynamik“, „Platten und Schalen“ sowie „Ausgewählte Kapitel aus dem Walzwerksbau“. Am 19.12.1958 wurde er an der Fakultät für Mathematik, Naturwissenschaften und Technische Grundlagenwissenschaften in Magdeburg mit der Arbeit „Beitrag zur Festigkeitsberechnung elastisch gebetteter dünner Kreisbogenträger“ zum Dr.-Ing. promoviert (Gutachter: Prof. Göcke und Prof. Kurth).
Die weitere Tätigkeit war mit der Technischen Hochschule in Merseburg verbunden. Nach Berufung zum Dozenten für Technische Mechanik im Jahre 1959 baute er dieses Gebiet in Merseburg neu auf. 1966 habilitierte er sich mit der Arbeit „Festigkeitsberechnung orthotroper Kreisscheiben“ an der Technischen Hochschule im damaligen Karl-Marx-Stadt an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften (Gutachter: Prof. Vocke, Prof. Göldner und Prof. Jäckel). Zum 1.9.1966 wurde er zum Professor mit Lehrauftrag für das Fachgebiet Technische Mechanik in Merseburg berufen. In der Merseburger Zeit nahm Wolfgang Pfefferkorn neben seinen wissenschaftlichen Aufgaben auch zahlreiche Aufgaben in der Hochschulverwaltung wahr. Damit prägte er nachhaltig die Hochschule mit, so dass nach Begutachtung durch den Wissenschaftsrat Teile der Technischen Hochschule in Merseburg in die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg überführt wurden. Dies galt auch für den Lehrstuhl für Technische Mechanik. Nach Erreichen des Rentenalters schied Wolfgang Pfefferkorn 1993 aus, wobei bis zur Nachbesetzung des Lehrstuhls 1995 noch Verantwortung bei der studentischen Ausbildung übernahm.
Die fachliche Tätigkeit Wolfgang Pfefferkorns war durch Forschungsarbeiten aus dem Apparatebau (Schwerpunkt Rohre und Rohrleitungssysteme) sowie auf dem Gebiet der mechanischen Modellierung von Werkstoffeigenschaften (Schwerpunkt Werkstoffe, die mit globularen Teilchen und Kurzfasern gefüllt sind). Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wurden in der Industrie angewendet und in zahlreichen Veröffentlichungen vorgestellt. An seinem Lehrstuhl entstanden ca. 20 Promotionen und Habilitationen. Zahlreiche Studentengenerationen hörten den Grundkurs Technische Mechanik, zu dem er auch gemeinsam mit H. Göldner ein Lehrbuch verfasste (1. Auflage 1987 Fachbuchverlag Leipzig, 1988 Lizenzausgabe bei Vieweg Braunschweig, 2. verbesserte Auflage 1990 Fachbuchverlag Leipzig). Darüber hinaus wirkte er als Mitglied des Redaktionsbeirates der Zeitschrift Technische Mechanik (1981-1992).
Unter seinen Kollegen, Mitarbeitern und Studenten war Wolfgang Pfefferkorn stets geschätzt und beliebt. Er war in der Lage, seinen eigenen Optimismus auf andere Menschen zu übertragen. Seine Liebe zur Technischen Mechanik und zur Konstrukteurstechnik hat bis in die letzte Zeit zahlreiche neue Ideen produziert. Besondere Bedeutung hatte für ihn die Familie – mit seiner Frau war er über 50 Jahre verheiratet. Sie und seine 4 Kinder sowie 11 Enkelkinder werden ihn besonders vermissen.